Claudia Muxfeldt Zoopharmakognosie &
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Welpenbrief_05_02_23

Welpenbrief – Ein kleiner Leitfaden – Teil 1

1. Ein Welpe kommt ins Haus

Endlich ist er da, der heiß ersehnte Tag, die Abholung
von deinem neuen Familienmitglied. Dein kleiner
Welpe hat einen aufregenden, beunruhigenden
und anstrengenden Tag hinter sich. Beunruhigend
deswegen, hat er doch seine bisherige Familie und
sein Zuhause verloren! Mit dieser neuen Situation
muss dein Welpe erst einmal zurechtkommen. Umso
wichtiger ist es, ihm Zeit und Raum zu geben, um in
Ruhe anzukommen.

1.1 Die Ankunft

Die Ankunft findet am besten noch tagsüber statt, wenn dies möglich ist. Der Welpe wird direkt nach der Ankunft ins Freie gebracht, damit er sich lösen kann. Lasse ihm ausreichend Zeit und gehe ganz ruhig mit ihm um. Löst sich dein Welpe, dann ruhig und freundlich loben. Nicht zu überschwänglich, da er sonst leicht unterbricht und sich kurz darauf eventuell im Haus löst. Es kann sein, dass dein kleiner Schatz erst einmal sehr zögerlich ist. Keine Sorge, die Neugier kommt bald und er wird Erkundungsverhalten zeigen. Wichtig ist, dass er in seinem Tempo erkunden darf, so kann er die Eindrücke aus der Umgebung gleich gut verarbeiten und es entsteht keine Überforderung. Setzt sich dein Welpe erst einmal hin und möchte nur schauen, so lasse ihn. Locke ihn nicht. Auch hier passiert viel mehr im Hundekopf, als man denkt, müssen doch die vielen neuen Gerüche sortiert und bewertet werden. Nicht umsonst sind Rettungshunde nur ca. 20 Min im Einsatz, damit sie nicht zu viel Stress haben.

Im Haus ist es gut, wenn du deinem kleinen Schatz erst einmal einen Raum, den Hauptaufenthaltsbereich der Familie, zeigst. So nach und nach kann dein Welpe selbstständig die anderen Räume der Wohnung/Haus erkunden. Bitte keine Besucherpartys zur Ankunft veranstalten, aber auch den Haushalt nicht künstlich ruhig halten. Es ist das Beste für deinen jungen Hausgenossen, den üblichen Alltag seiner neuen Familie zu erleben. 

1.2 Kinder und Hund

Leben Kinder mit im Haus, ist die Freude über den neuen Mitbewohner häufig gar nicht zu bremsen. Das ist auch verständlich, denn wer kann den süßen Knopfaugen und dem niedlichen Aussehen schon widerstehen. Für den kleinen Welpen kann das mitunter sehr stressig werden, wenn er mit Liebe und Aufmerksamkeit regelrecht überschüttet wird. Zu leicht passiert es, dass der kleine Schatz im Zuge dessen nicht genügend Ruhephasen be-kommt. Das Schlafbedürfnis eines jungen Hundes ist mit ca. 20 Stunden am Tag noch sehr hoch. Bekommt er diese nicht, überdreht ein Welpe ganz schnell, ähnlich wie ein kleines Kind. Das zeigt sich bei Welpen meistens in ständiger Unruhe, anspringen, zwicken und hibbelig sein.

Von Vorteil hat es sich erwiesen, wenn Kinder bei der Ankunft des Welpen ein lang ersehntes Spielzeug bekommen, so ist der Fokus nicht zu 100 % auf den kleinen süßen Hund gerichtet. Im Gegenzug müssen die Eltern ihre Kinder nicht ständig ermahnen und zurückhalten, was für alle Beteiligten sehr anstrengend sein kann und auch die Freude über das neue Familienmitglied trüben könnte.

Feste Umarmungen und ein an sich drücken ist fast allen Hunden sehr unangenehm. Ebenso zählt ständiges Herumgetragen und Geknuddelt-Werden sicherlich auch nicht zu den Lieblingsbeschäftigungen deines kleinen Hundes. Vor allem kleine Kinder müssen darauf konsequent hingewiesen werden, dass ein Tier auch Rechte hat und sich auch wehren darf, falls es zu sehr bedrängt wird. 

Es gehört zu den natürlichen Verhaltensweisen von Hunden, bei Bedrohung oder Bedrängung zum Beispiel die Zähne zu zeigen, zu knurren oder auch bei aus Hundesicht anhaltender Bedrohung abzuschnappen. Der Hund ist in diesem Fall nicht aggressiv gegenüber Menschen! Er teilt lediglich mit, dass es ihm zu viel ist. Übergeht man diese Kommunikation des Hundes und respektiert nicht, dass er Distanz einfordert oder eine Pause braucht, kann sich tatsächlich eine Aggression gegenüber Kindern/Menschen entwickeln. Wir selbst mögen es doch auch nicht zu sehr bedrängt zu werden, auch wenn uns das Gegenüber lieb und teuer ist. Nähe soll immer im beiderseitigen Einvernehmen stattfinden.

 

Unbedingt muss der Welpe, wenn er z. B. in seinem Körbchen liegt und schlafen möchte, in Ruhe gelassen werden und selbstverständlich muss es ein Tabu für Kinder sein, ihn zu wecken oder zu bespaßen. Fällt Kleinkindern das eventuell sehr schwer, so können Absperrungen mit Kindergittern für Entspannung sorgen, da es für Eltern auch sehr frustrierend sein kann, ständig ermahnen zu müssen. Es ist eine wesentliche Aufgabe des Halters, dafür zu sorgen, dass ein junger Hund möglichst viele positive Mensch-Hund-Begegnungen erlebt. Hunde sind kein Spielzeug für Kinder, aber dicke Freunde können sie schon werden. Gegenseitiger Respekt ist eine gute Basis, aus der sich eine richtige Freundschaft entwickeln kann.

Die weitverbreitete Meinung Hunde stehen in der Rangordnung in der Familie an letzter Stelle, also auch unterhalb von Kindern, ist falsch, da Hunde mit Menschen keine direkte Rangordnung wie in einem Rudel eingehen. Wir Menschen können biologisch gesehen keine Rudelführer von Hunden sein, da wir nun mal keine Hunde sind. Das Zusammenleben ist wie in einer sozialen Gruppe zu sehen und somit sind wir Sozialpartner und Teamplayer, aber keine Rudelführer im Leben unserer Haushunde.

Kinder sind ein Teil der Sozialgruppe des Hundes, die er respektieren lernt und auch umgekehrt sollten Kinder den Hund respektieren lernen. Ihrer Natur entsprechend möchten Hunde gar nicht unbedingt „der Chef“ sein, im Gegenteil, Hunde schließen sich einer souveränen, respektvollen Führung sehr gerne an. Hunde wollen verstanden werden und auch ihre hündischen Bedürfnisse ausleben dürfen. Der Hund steht nicht über oder unter einem Menschen.
Die meisten Probleme entstehen übrigens aufgrund nicht verstandener und aus menschlicher Sicht häufig falsch interpretierter Kommunikation. Körpersprache ist für Hunde das A & O der Kommunikation. Hundehalter sollten es als Pflicht sehen „hündisch“ verstehen zu lernen.

Ziel sollte eine freundliche, wertschätzende und harmonische Mensch – Hund Beziehung sein. 

1.3 Der Schlafplatz

Ist ein Körbchen genug? Hunde wechseln gerne häufiger ihren Schlaf/Ruheplatz, sodass es von Vorteil ist, verschiedene Möglichkeiten anzubieten. Nicht selten ist der vom Menschen gewählte Platz nicht die erste Wahl des Hundes. Auf alle Fälle sollte dieser nicht im Hauptdurchgangsbereich der Wohnung, direkt an einer Tür oder einem bodennahen Fenster sein, zu leicht springt der Welpe dann ständig auf, wenn jemand vorbeigeht oder er etwas Neues sieht und kommt nicht ausreichend zur Ruhe.

Aggression oder Übermut? Welpenzähne sind sehr spitz.

Sofa: Ja oder Nein?

Nun, das ist eine persönliche Entscheidung. Dass ein Hund nicht erhöht liegen soll, da er sonst gleich zum Chef emporsteigen will, ist ein Ammenmärchen. Warum Hunde gerne auf dem Sofa liegen? Na ganz einfach, es ist gemütlich und gerade Kromis schmiegen sich gerne eng an ihren Besitzer. Kontaktliegen ist für Hunde sehr wichtig. Hier baut sich Bindung auf.

Im Bett?

Auch das ist eine persönliche Vorliebe und das muss jeder für sich selbst entscheiden, nur wenn man sich dafür entscheidet, sollte es auch so bleiben, nichts ist für Hunde verwirrender, wenn sie mal dürfen und mal nicht, je nach Laune oder Verschmutzungsgrad des Hundes. (Eine kleine Einschränkung gibt es, siehe unten, die ersten Nächte im neuen Zuhause). Dass ein Hund fragen soll, ob er aufs Sofa darf oder nicht, kann ihm allerdings schon beigebracht werden.

Die ersten Nächte im neuen Zuhause:

Ein absolutes Muss ist, dass der Welpe im Schlafzimmer schlafen darf, am besten direkt neben oder eben vielleicht auch im Bett.

Warum ggf. im Bett? Nun, erstens hat er gerade seine Familie und sein Zuhause verloren und braucht jetzt unbedingt Nähe, Sicherheit und Vertrauen. Besonders in der Anfangszeit entwickelt sich das dadurch ganz leicht. Der Mensch als Fels in der Brandung in dieser aufregenden Zeit. Zweitens, falls der Welpe sich nachts mal lösen muss und unruhig wird, bemerkt man es so am leichtesten. Auch wenn der Welpe die ersten Nächte im Bett verbringt, bedeutet das noch lange nicht, dass das lebenslang so bleiben muss. Nach den ersten 2-3 Nächten kann das Hundekind auch im Körbchen direkt am Bett schlafen, so kann bei Bedarf beruhigend gestreichelt werden. So nach und nach kann das Körbchen etwas weiter vom Bett entfernt werden. Wo dein Hund zeitlebens schlafen wird, bleibt letztendlich dir überlassen. Ein Schlafplatz im Schlafzimmer seiner Familie ist aber selbstverständlich!

Bedenke bitte, ein Welpe der nachts z.B. alleine in ein Bad, weg von seiner neuen Familie gesperrt wird, kann durchaus Todesängste haben. Woher soll er denn wissen, dass das nur vorübergehend ist. Es liegt doch nicht in der Natur von Welpen in diesem jungen Alter mutterseelenallein zu sein. In freier Wildbahn sind in der Regel noch sehr lange, wenn die Mutter nicht da ist, zumindest Wurfgeschwister zum Kuscheln anwesend und sorgen für Geborgenheit.

1.4 Die Stubenreinheit

Ein großes Thema für viele neue Hundebesitzer. Erst einmal vorweg, wie bei Kindern ist es so, dass manche Welpen länger brauchen als andere, um zuverlässig stubenrein zu werden. Je weniger Druck man sich selbst und dem Hund macht, desto leichter ist es für alle Beteiligten. Ein Welpe muss, auch wie ein Kind, erst die Kontrolle seiner Blase erlernen.

Einige nützliche Tipps gibt es hierfür aber schon. Grundsätzlich gilt:

  • Nach dem Schlafen, Fressen und Spielen immer sofort ins Freie bringen.
  • Zu Beginn dem Welpen ca. alle 2-3 Stunden die Möglichkeit zum Lösen geben, schläft der Welpe, dann natürlich nicht wecken, sondern nach dem Aufwachen rausbringen.
  • Nachts den Welpen am besten raustragen, damit kein Malheur passiert. Am besten, legt man sich Kleidung zurecht, in die man schnell schlüpfen kann.
  • Nach der Nachtruhe, früh morgens pressiert es meistens ziemlich. Damit kein Unglück passiert, sofort ins Freie bringen und nicht vorher wichtige Zeit mit der eigenen Morgentoilette verstreichen lassen.
  • Beim Spielen im Freien vergisst der Jungspund gerne mal, dass er sich lösen soll, deshalb vor dem Reingehen das Spiel beenden und noch ruhig im Freien warten, dann erinnert sich der Welpe, dass da ja noch was war 🙂
  • Immer wenn sich Ihr Hund im Freien löst, ruhig und freundlich loben. Nicht zu übertrieben und „quietschig“, da er sonst eventuell unterbricht und die Blase nicht vollständig leert.
  • Passiert das Unglück im Haus, auf gar keinen Fall schimpfen. Ihr Hund macht es ja nicht mit Absicht.
  • Beim Wegwischen keine Essigreiniger verwenden, da der Geruch eventuell zum Urinieren anregt.
  • „Erwischt“ man den Welpen, wenn er sich zu lösen beginnt, ein kurzes Nein und sofort ins Freie tragen.

Wie schnell ein Welpe letztendlich ganz stubenrein wird, hängt ganz entscheidend davon ab, wie aufmerksam der Halter ist und von der persönlichen Entwicklung. Wie bei Kindern gibt es auch bei Hunden Früh- und Spätentwickler. War der Hund bereits stubenrein und beginnt plötzlich wieder ins Haus zu machen, dann kann leicht eine Blasenentzündung vorliegen oder der Hund ist zu sehr gestresst und unsicher und möchte „draußen“ keine Infos von sich hinterlassen.

1.5 Spaziergänge & Spielen

Generell gilt die Faustregel: Weniger ist gerade am Anfang mehr. Überfordere den Welpen nicht mit Gewaltmärschen. Häufig ist es so, dass die kleinen Kromis erst gar nicht Gassi gehen wollen und sich nur neben ihren Besitzer setzen. Gebe deinem kleinen Schatz bitte unbedingt die Zeit, die er braucht, um von selbst ohne Aufforderung loszulaufen. „Sitzgassis“ haben sich sehr bewährt, so können in Ruhe die einströmenden Reize/Eindrücke verarbeitet werden. Solltest du Sorgen haben, dass sich ihr Kromi nicht löst, so sei erwähnt, dass es nicht ungewöhnlich ist, dass sich ein Welpe zunächst nur im sicheren Rahmen des eigenen Gartens löst. Auch das verändert sich im Laufe der Zeit ohne Druck und Training ganz von selbst. Die ersten Tage reicht ohnehin ein Garten, falls vorhanden. Die Wichtigkeit der Spaziergänge wird gerade in der Anfangszeit maßlos überschätzt. 

Ist ein Welpe beim Spaziergang überfordert, zeigt sich das meistens durch In-die-Leine-Beißen, am Menschen hochspringen oder durch wilde Raserei nach dem Spaziergang im Garten/Wohnung, wo er doch eigentlich müde sein sollte. Häufig wird dann versucht, gegenzusteuern durch mehr Auslastung und Beschäftigung, das aber gerade zum Gegenteil führt und eine Art Teufelskreis beginnt. Weniger ist gerade zu Beginn mehr!
Spieleinheiten sollten auch nicht zu lange dauern, da der Welpe sonst leicht überdreht und anschließend sehr schlecht zur Ruhe kommt. Da Welpen gerne ihre Zähne benutzen, ist ein Zergel oder z. B. eine ausgediente Socke ein gern bespielter Gegenstand. Geht die dabei kaputt, entsteht kein großer Schaden. Ruhige Spiele sind ohnehin besser geeignet als eine permanente wilde Rennerei und Bällchen werfen. Der Einsatz der Nase beim Spiel durch ganz einfache Leckerchen Suche ist z. B. sehr anstrengend und macht schnell müde.
Ob ein Spielzeug ein Quietschi enthalten soll/darf oder nicht, darüber gibt es fast Glaubenskriege. Meistens geht es dem Halter mehr auf die Nerven als dem Hund und manche Hunde lieben es z. B., das Spielzeug so lange zu bearbeiten, bis das Quietschi herausoperiert ist.
Die „wilden 5 Minuten“ hat ein Welpe aber meistens einmal täglich, dabei kann es dann leicht „über Tisch und Bänke“ gehen. Hier heißt es gelassen bleiben, das vergeht im Zuge des Erwachsenwerdens von ganz alleine, versprochen.

Allzu gern werden auch Teppichfransen malträtiert. Für den Perser nicht unbedingt von Vorteil. Es empfiehlt sich hier, den Teppich einfach für eine Zeit lang wegzunehmen, statt durch ständiges „Nein“ den kleinen Racker zu maßregeln. Es handelt sich meist nur um eine Phase und diese vergeht auch wieder von ganz alleine, je weniger Gewese man darum macht. Kauartikel oder junge Weidenzweige erweisen hier gute Dienste. Auch Gartenarbeit erfreut sich großer Beliebtheit bei Welpen. Müssen die Zähne doch erprobt werden.
Sollte dein kleiner Schatz gefühlt nicht zur Ruhe kommen, dann hilft auch „verordnete Ruhe“, indem man selbst zur Ruhe kommt und sich mit dem kleinen Wirbelwind aufs Sofa/auf den Boden setzt, sodass er sich an seinen Menschen kuscheln kann und den so dringend benötigen Schlaf findet. Ein Stapel Bücher, etliche Tassen Kaffee, Tee oder eine Zeitung helfen hier auch dem Halter, die nötige Ruhe zu finden, um selbst entspannt sitzen zu können 🙂 .
Generell sei gesagt, dass eine große Portion Gelassenheit, viel Humor und Management die besseren Partner beim Erwachsenwerden eines kleinen Kromfohrländers sind als zu viel Beschäftigung und perfekt ausgeklügelte Trainings- und Sozialisierungsprogramme. Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut. 

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